Geschichte des Balkans by Hösch Edgar

Geschichte des Balkans by Hösch Edgar

Autor:Hösch, Edgar
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783406625091
Herausgeber: C.H.Beck
veröffentlicht: 2016-07-23T16:00:00+00:00


Krieg und Frieden – Das Versailler System

Während der weltweiten militärischen Auseinandersetzung zwischen den Mittelmächten und den Ententestaaten 1914–1918 blieb die Balkanhalbinsel nur ein Nebenkriegsschauplatz. Die nationalen Regierungen hatten sich teilweise mit erheblichen Verzögerungen für eine unterschiedliche Parteinahme ausgesprochen. Leidtragende waren neben den Bulgaren, die seit ihrem Übertritt in das Lager der Mittelmächte (Geheimvertrag vom 6. September 1915) eine Hauptlast der militärischen Operationen gegen die Serben und Rumänen zu tragen hatten, vor allem die Griechen und Serben. Sie erlebten auf ihrem Territorium nicht nur die Schrecken und zerstörerischen Auswirkungen der Kampfhandlungen, sondern auch die menschlichen Tragödien eines Bruderkrieges. E. Venizelos trat nach dem unheilbaren Zerwürfnis mit dem König an die Spitze einer Gegenregierung in Saloniki und holte französische und britische Truppen ins Land. Der Aufbau einer effektiven alliierten Balkanfront scheiterte allerdings zunächst. Der von dem Ersten Lord der britischen Admiralität, Winston Churchill, befohlene Angriff eines Flottenverbandes auf die Meerengen und das Landungsunternehmen auf Gallipoli mußten im März–April 1915 nach verlustreichen Gefechten wieder abgebrochen werden. In den Reihen der österreichischen Balkanarmee kämpften nicht wenige slawische Untertanen des Kaisers (Kroaten und Serben). Die serbische Armee leistete im ersten Kriegsjahr erbitterten Widerstand und konnte die feindlichen Invasionstruppen vor Belgrad zum Stehen bringen. Die heißumkämpfte Hauptstadt hatte durch wochenlangen Artielleriebeschuß und eine verheerende Typhusepidemie enorme Opfer unter der Zivilbevölkerung zu beklagen. Durch den Kriegseintritt Bulgariens geriet die serbische Verteidigungsfront ins Wanken und die Armee sah sich im Winter 1915/16 zu einem strapaziösen Rückzug über die nordalbanischen Berge an die Adriaküste gezwungen. Der kranke König und die Mitglieder der Regierung und des Generalstabs schlossen sich den zurückweichenden Truppenverbänden an. Sie wurden mit alliierten Schiffen auf die Insel Korfu in Sicherheit gebracht. In den Jahren des Zwangsexils wurde hier die Idee eines gemeinsamen Staatswesens der Südslawen geboren.

Der Ausgang des Ersten Weltkrieges hat in Ostmittel- und in Südosteuropa endgültig die Zerschlagung der bis dahin raumbeherrschenden Vielvölkerreiche besiegelt. Für Tomaš Garrigue Masaryk (1850–1937), den Gründer des tschechischen Nationalrates in Paris (1915) und späteren Staatspräsidenten der Tschechoslowakei, war es ein Sieg der konstitutionellen, demokratischen und republikanischen Staatsidee über den mittelalterlichen theokratischen Monarchismus und den undemokratischen und anationalen Absolutismus. Die Siegermächte waren mit dem erklärten Ziel in den Krieg eingetreten, ein «Neues Europa» zu schaffen und den kleinen, bisher unterdrückten Völkern zu ihrem Recht zu verhelfen. Nach dem Willen der bestimmenden Friedensmacher in Paris, der «großen Drei» Thomas Woodrow Wilson, Georges Benjamin Clemenceau und David Lloyd George, sollte daher das Selbstbestimmungsrecht zum vorrangigen Gestaltungsprinzip der neuen Staatenordnung in Europa werden. Grundzüge eines künftigen Weltfriedens und Leitlinien der praktischen Umsetzung auf dem schwierigen Terrain in Ost- und Südosteuropa hatte der amerikanische Präsident Wilson schon in seinen 14 Punkten am 8. Januar 1917 vor dem amerikanischen Kongreß umrissen.

Die Details der neuen Grenzziehungen sind in speziellen Länderkommissionen ausgehandelt worden. Die Ergebnisse wurden in den sog. Pariser Vorortverträgen 1919/1920 in Versailles, Saint-Germain-en-Laye, Neuilly-sur-Seine, Trianon und Sèvres zwischen den alliierten und assoziierten Mächten und den Verliererstaaten Deutschland, der Republik Österreich, dem Königreich Bulgarien, Ungarn und dem Osmanischen Reich festgeschrieben.

Daß sich in einer heillos verworrenen ethnischen Gemengelage



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